In 1980 war die Hofreite im hessischen Nidda-Ulfa als Hakenhof mit Wohnhaus, Stall und großer Scheune noch komplett erhalten. Zu dieser Zeit wurde sie als beispielhaftes Exemplar einer geschlossenen Hofreite aus der Zeit um 1800 in der Denkmalliste aufgenommen.
Doch als das Grundstück mit dem kleinen Fachwerkhaus von der Bauherrin übernommen wurde, war sie in einem desolaten Zustand. Die Scheune war bereits eingestürzt und hat das hintere Drittel vom Vorderhaus in Mitleidenschaft gerissen. Die noch bestehende Bausubstanz war noch weitgehend authentisch erhalten aber völlig verwahrlost.
Unter Verwendung anerkannter denkmalpflegerischer Methoden wurde der fehlende Teil des Hauses ergänzt und der verbliebene Rest vorbildlich restauriert und renoviert.
Ursprüngliche Bauelemente wie die historischen Fenster, die dekorativen Stippputzflächen, Reste der Bruchsteinwände und das Holz des Fachwerks blieben erhalten. Fehlende Teile wurden sorgfältig rekonstruiert, das Fachwerk mit Leichtlehmsteinen ausgemauert.
Im rückwärtigen Bereich wurde im Stil einer Remise ein Neubauteil angefügt. So konnte der für den Straßenraum und das historische Ortsbild von Ulfa wichtige Baukörper erhalten bleiben. Das Projekt wurde mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis 2003 ausgezeichnet.
Bei der Sanierung wurden Baustoffe verwendet, die ökologisch unbedenklich und schadstofffrei sind – darunter auch Lehm.
Bei der Reparatur der Fachwerkkonstruktion wurden Leichtlehmsteine für die Ausmauerung der Gefache verwendet und außen mit Kalkputz verputzt. Entlang der Traufwände wurden die Gefache mit floralen Stippputzmustern versehen, die auch am originalen Bau angebracht waren.
Auf der Innenseite der Außenwände wurde zur Verbesserung des Wärmeschutzes zusätzlich eine so genannte Vorsatzschale aus Holzleichtlehm angebracht. Dazu wurde zwischen vorhandener Fachwerkwand und einer verlorenen Schalung (Schilfrohrgewebe montiert auf vertikaler Lattung) das Lehmgemisch in erdfeuchtem Zustand eingebracht.
Im Dachraum wurde auch ein ähnliches Verfahren gewählt: die Felder zwischen den Sparren wurden mit einem Stroh-Leichtlehmgemisch verfüllt und nach außen mit einem Glattstrich aus ca. 2 cm dickem Lehmputz versehen und darauf die Lattung und Dachdeckung angebracht.
Neben der Wärmedämmwirkung der Leichtlehmschicht reguliert der Lehm den Feuchtegehalt der Wand, indem er Raumfeuchte oder eindringende Feuchte aufnimmt oder abgibt. Somit wird das Holz nach historischem Vorbild vor feuchtebedingten Schäden geschützt. Die Leichtlehmmischung sorgt außerdem für mehr Masse und daher für eine verlangsamte Abgabe von Wärme und einen länger kühl bleibenden Dachraum in Sommer.
Für die Beheizung wurde eine Wandheizung gewählt, die auf der Vorsatzschale befestigt und im Lehmputz eingeputzt wird. Die dadurch erzeugte Strahlungswärme vermittelt ein angenehmes Gefühl im Innenraum bei niedriger Raumlufttemperatur. So kann die Vorlauftemperatur des Heizungswassers niedriger gewählt werden, was sowohl den Heizungsbedarf mit den dazugehörigen Emissionen als auch Wärmeverluste reduziert.