Floßherrenhaus am Rheinufer, Koblenz

Floßherrenhaus am Rheinufer

D-56070 Koblenz, 1999-2010

Das Floßherrenhaus von 1679 liegt in prominenter Lage am Rheinufer in Koblenz. Von dem ehemals großen Anwesen blieben nur das Haupthaus und sein Anbau erhalten. Das dreistöckige Ensemble war nach Leerstand und Hochwasser schwer in seiner Substanz geschädigt. Glück für das Haus und seine neuen Besitzer: Viele historische Details wie Fenster, Türen, Fliesenböden, Eichentreppen, Ofennischen und Stuckdecken waren erhalten geblieben, weil das Haus nie vorher grundlegend saniert wurde.

Die Sanierung erfolgte nach handwerklich-denkmalpflegerischen und ökologisch-energietechnischen Gesichtspunkten.

Genutzt wird das Ensemble heute im Ober- und Dachgeschoss als Wohnraum für die Eigentümerfamilie und in Erdgeschoss und Anbau als Büro- und Ausstellungsfläche für einen ökologischen Baustoffhandel. Techniken zu Lehmbau und Sanierung können den Kunden somit eindrucksvoll gezeigt und erläutert werden.

Das Objekt und die ausführenden Handwerker wurden 2010 mit dem 1. Platz des »Bundespreises für Handwerk in der Denkmalpflege« ausgezeichnet.

Am Anfang standen genaue Bestandsaufnahme, verformungsgerechtes Aufmaß und Fotodokumentation und restauratorische Gutachten. Bei der Kernsanierung des Haupthauses wurden folgende Arbeiten ausgeführt: Ersetzen der zerstörten Fachwerkbalken, Reparatur des Dachstuhls, Neueinbau eines Zwerchhauses zur Erschließung des Dachgeschosses, teilweise Erneuerung der Fundamente und tragender Wände, Sanierung der Decken von oben wegen des zu erhaltenden Stucks, neuer Außenputz, Dachdämmung und die Dacheindeckung mit Naturschiefer sowie die Restaurierung der repräsentativen Eingangstreppe, der Ausbau des Dachgeschosses als Wohnraum und Kernsanierung und Ausbau des Anbaus als Bürofläche.

Oberstes Ziel bei der gesamten Sanierung des Anwesens durch Fachhandwerker war stets die größtmögliche Erhaltung der Originalsubstanz gemeinsam mit der Verwendung authentischer Baumaterialien wie historischem Fachwerk-Eichenholz und Kalk- und Lehmbaustoffen. Historische Lehmausfachungen konnten dort erhalten werden, wo die Fachwerkbalken nicht ersetzt werden mussten. Alle anderen Gefache wurden mit Lehmsteinen ausgemauert. Der Einsatz einer leichten Innendämmung, der Einbau von Kastenfenstern innen, die Dachdämmung und der Einbau einer modernen Niedertemperatur-Wandheizung (betrieben mit Brennwert-Therme) tragen zur Bauwerkserhaltung und einer energetischen Optimierung des Hauses bei. Die Wandheizung wird unterstützt durch einen mit Lehm und Tadelakt verputzten Grundofen, dessen Wärme bis ins Obergeschoss übertragen wird. im Erdgeschoss des Hauses wurde wegen Hochwassergefahr bis zu einer Höhe von ca. 1,20 m nur mit Kalkputzen und auf allen weiteren Flächen mit Lehmputzen gearbeitet. Bewohner und Mitarbeiter profitieren vom hervorragenden Raumklima, das durch den reinen Lehm- und Kalkaufbau der Wände sichergestellt wird.

Timeline

1998 – 2000
Kernsanierung
2004
Außenputz und Schiefer-Dacheindeckung
2006
Dachgeschossausbau
2007 – 2008
Sanierung Anbau
2010
erneute Renovierung Saal OG mit Restaurierung Stuckdecke und Kücheneinbau Dachgeschoss
2011
Restaurierung der barocken Eichentreppe und des Treppenhauses
2010
Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege
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